Bereits Hippokrates wusste um die Heilkraft des Bitteren, aus der heutigen Medizin sind Bitterstoffe nicht mehr wegzudenken. Schade nur, dass bitter schmeckende Nahrungsmittel so wenig Platz auf unserem modernen Speiseplan finden. Die Reaktionen des Körpers auf die Geschmacksqualität bitter sind sehr individuell und hängen von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Speichelzusammensetzung, dem Alter oder dem Gesundheitszustand. Bei Schwangeren, Rauchern, oder bei Menschen, die unter Dauerstress leiden oder regelmäßig starke Medikamente einnehmen, ist die Bitter-Empfindung stark minimiert. Interessant ist außerdem, dass Erwachsene im Alter zwischen 30 und 40 Jahren über rund 2.000 Geschmacksknospen verfügen, Kinder besitzen wesentlich mehr. Verständlich also, weshalb Kinder so viel empfindlicher auf Bitteres reagieren als Erwachsene.
Und dennoch ist süß unsere bevorzugte Geschmacksrichtung. Und das weiß die Lebensmittelindustrie zu nutzen. So werden beispielsweise natürlich vorkommende Bitterstoffe aus Lebensmitteln wie z.B. Endivien, Chicorée oder Radicchio herausgezüchtet, um sie geschmacklich milder zu machen. Dabei wären Bitterstoffe so bekömmlich und gesund: Sie verbessern die Verträglichkeit der Speisen, fördern den Speichelfluss sowie die Sekretion von Magensäften und regen die Fettverdauung an.
„Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund“, sagt der Volksmund, dem längst bekannt ist, dass man den Körper mit einem bitteren Getränk oder einer bitter schmeckenden Speise kräftigen kann. Ein Drittel von den 263 Arzneimitteln, die Hippokrates einsetzte, bildeten die Bittermittel. Ein Drittel von 1.000 Arzneimischungen der Pflanzenheilkunde ist den Amaragemischen zuzuordnen. Amara: So werden pflanzliche Bitterstoffe in der Heilkunde genannt. Viele alte Lebenselixiere (wie z.B. Theriaks) oder die heute noch gebräuchlichen Schwedenbitter basieren auf Bittermitteln. Es ist anzunehmen, dass auch das geflügelte Wort von der „bitteren Medizin“ sich auf diese alten Wissen zurückführen lässt. Häufig werden Bitterstoffe (wie Salbei, Schafgarbe, Ingwer) als Gewürze mit der Nahrung aufgenommen und entfalten so ihre Wirkung als Tonika (Kräftigungsmittel).
Im Pflanzenreich dienen Bitterstoffe als Fraßschutz. Sie kommen in Wurzeln, Blättern und Fruchtschalen vor. Obwohl viele Pflanzen Bitterstoffe enthalten, werden nur jene zu den Bitterstoffdrogen gerechnet, bei denen die Bitterwirkung im Vordergrund steht.
Bittermittel kann man grundsätzlich in folgende Gruppen einteilen:
Bitterstoffe stimulieren die Verdauung. Dies kann auf direktem Weg über den Nervus glossopharyngeus erfolgen oder auf reflektorischem Weg über den Nervus vagus, der die Geschmacksrezeptoren aktiviert. Die Magenschleimhaut, das Speicheldrüsensystem sowie die gesamte Verdauungstätigkeit werden von Bitterstoffen angeregt und die Leistungen des Magens sowie der Gallenblase, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und des Zwölffingerdarms werden verbessert. Häufig können Bitterstoffe auch die Wirkung anderer Stoffe, durch eine optimierte Resorption von Nährstoffen verstärken.
Bitterstoffe wirken sekretionssteigernd. Einerseits weil sie die Geschmacksrezeptoren für bitter (vagale Phase) anregen, andererseits erfolgt diese Wirkung auf humoralem Weg. Hierbei wird, nachdem die Bitterstoffe mit der Nahrung im Magen angelangt sind (gastrische Phase), Gastrin freigesetzt, das die Motorik des Magens sowie die Produktion von Magensäure, Gallen- und Pankreassaft stimuliert. Die gastrische Phase verläuft unabhängig von der Geschmackswirkung.
Die vermehrte Gastrinausschüttung wirkt tonisierend auf die Muskulatur. Amara steigern die Magen-Darm-Peristaltik sowie die Magen- und Darmmotilität und beschleunigen die Magenentleerung. Die Durchblutung der Magenschleimhaut wird verbessert, der Magen wird optimal auf alle Verdauungsvorgänge vorbereitet.
Die Belegzellen, die die Magensäure und den Intrinsic Factor bilden, werden angeregt.
Bitterstoffe senken den pH-Wert des Magens, sie regen die basophilen Drüsen des Verdauungstraktes und somit die Basenbildung an. Sie regulieren den Säure-Basen-Haushalt und wirken einer Übersäuerung des Körpers entgegen.
Bitterstoffe wirken auf Magen und Darm
und werden empfohlen bei
Bitterstoffe fördern die Durchblutung des Verdauungstraktes, das führt zu einer besseren Verdauungsqualität und einer besseren Aufnahme von Nahrungsbestandteilen. Nährstoffe und fettlösliche Vitamine (A, D, E und K), Eisen sowie Aminosäuren werden besser gebildet und aufgenommen. Wärme wird freigesetzt, was wiederum positive Auswirkungen auf den gesamten Energiestoffwechsel hat.
Bitterstoffe wirken
und werden empfohlen bei
Durch ihre gastrinfördernde und motorikstimulierende Wirkung stärken Bitterstoffe die Leber- und Gallenfunktion, sie regen die Gallensaft- und Pankreassekretion an. Das hat choleretische (Stimulation der Gallesekretion), cholekinetische (Kontraktion der Gallenwege), cholagoge (gallenflussfördernd) Auswirkungen und unterstützt die Verdauung von Eiweiß, Kohlehydraten und Fetten. Bitterstoffe wirken leicht abführend.
Bitterstoffe wirken
und werden empfohlen bei
Bitterstoffe wirken immunstimulierend (Enzian, Ingwer) und fiebersenkend. Durch die Resorptionsförderung von Eisen und Vitamin B12 (Intrinsic Factor) regen sie die Blutbildung an. Bei anhaltender oder häufig wiederkehrender Müdigkeit ist oftmals ein schlechtes Resorptionsvermögen des Magen-Darm-Bereichs die Ursache.
Bitterstoffe wirken
und werden empfohlen bei
Bitterstoffe wirken harmonisierend und regen die beiden Gegenspieler, sowohl den Parasympathikus als auch den Sympathikus, gleichermaßen an. So verleihen Bitterstoffe vagotonen Menschen mehr Antriebskraft, sympathikotone Menschen hingegen können besser entspannen. „Bitter ist gut für das Herz“, sagt schon der Volksmund. Tatsächlich erhöhen Bitterstoffe die Kontraktionskraft des Herzens. Die Kapillaren werden erweitert und der Gefäßtonus wird erhöht. Die Herzschlagfrequenz nimmt ab, dies wiederum führt zu einer verbesserten Herztätigkeit.
Bitterstoffe steigern den Tonus der glatten Muskulatur, die im Verdauungstrakt, in den Gallenwegen, im exkretorischen Teil des Pankreas, in der Niere, der Blase, im Bronchialtrakt, im HNO-Bereich, in den Blutgefäßen und im Uterus vorkommt.
Bitterstoffe wirken
und werden empfohlen bei
Unsere Texte werden fachlich und wissenschaftlich von hausinternen Experten erstellt und geprüft. Sollten Sie Fragen zu den Inhalten an unsere Ansprechpartner haben, senden Sie uns gerne eine E-Mail an: info@lavie.at
Quellen: Bühring, Ursel: Lehrbuch Heilpflanzenkunde, Grundlagen - Anwendung - Therapie. S. 110–117; www.krautundquer.at, www.naturheilkunde.de